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Wärmedämmverbundsysteme in der Altbausanierung.

Generell können alle Fassadentypen mit einem Wärmedämm-Verbundsystem renoviert werden. Es bietet sich jedoch insbesondere ältere Bausubstanz, mit schlecht dämmendem Mauerwerk aus den 50er bis 70er Jahren, an. Bei Häusern dieser Baujahre steht ohnehin meist eine Sanierung des Putzes oder Anstriches an.

Mithilfe von Wärmedämm-Verbundsystemen können Bauherren über die Substanzerhaltung hinaus noch eine Wertsteigerung ihres Objektes erzielen. Gedämmte Altbauten können mit bis zu 40 % weniger Heizkosten auskommen und bieten außerdem ein deutlich besseres Wohnraumklima da die Wandoberflächentemperatur nur noch um ca. 2 C° unter der Raumtemperatur liegt.

Ferner ist eine Dämmmaßnahme der Fassade aktiver Umweltschutz. Ca. ein Drittel des in Deutschland produzierten Co2 entsteht bei der Verbrennung von fossiler Energie zur Heizung von Wohnräumen.

Als Ansprechpartner für den Bauherren stehen Architekten und Planer sowie das Handwerk und die Systemhersteller als Garanten für eine professionelle und wirtschaftliche interessante Ausführung eines Wärmedämm-Verbundsystems zur Verfügung. Nur eine fachlich einwandfrei geplante und ausgeführte Fassade mit entsprechend aufeinander abgestimmten Systemkomponenten und ausgereiften Detailanschlüssen ist wertbeständig und erreicht eine lange Lebensdauer.

Wärmedämm-Verbundsysteme sind seit Ende der sechziger Jahre auf dem Markt und im Zuge immer höherer Energiekosten und gewachsenen Umweltbewußtseins der Investoren und Bauherren wird eine jährlich steigende Anzahl von Objekten gedämmt. In Deutschland allein werden pro Jahr ca. 4,5 Mio. m² Fassadenfläche am Neu- und vor allem am Altbau mit Wärmedämmung ausgeführt.

Als Dämmstoffe werden in der Regel Polystyrol-Hartschaum (FCKW-frei), Mineralwolle (Steinwolle) sowie Korkplatten verwendet.

Zur Befestigung auf noch tragfähigem Mauerwerk werden spezielle Dämmstoffkleber verwendet. Eine zusätzliche Verdübelung der Dämmplatten kann je nach Gebäudeart oder Untergrundbeschaffenheit notwendig werden. Bei stark unebenen oder mürben Putzen kann das System auch mittels in der Dämmung verlaufender Tragschienen "angeschraubt" werden.

Auf den Dämmstoff wird dann eine Armierungsmasse mit einem Glasfasergewebe aufgebracht. Diese Armierungsschicht wird schließlich mit einem Oberputz versehen.

Die Qualität der Baustoffe, insbesondere der Armierung und des Putzes, ist mitentscheidend für die Langlebigkeit des WDVS. Die dabei verwendeten Produkte müssen Temperaturschwankungen von minus 20 C° bis plus 70 C° auf ca. 5 mm bis 1 cm Dicke aushalten und dürfen dabei keine Risse bilden.

Ungedämmte Häuser der 60er und 70er Jahre die mit Hohlblock- oder Hochlochziegelmauerwerk in 24 cm oder 30 cm Stärke gebaut wurden, haben einen k-Wert von ca. 1,5 bis 1,8 W/m²k. Mit z. B. 8 cm Dämmung verändert sich der k-Wert auf bis zu 0,35 W/m²k (der k-Wert ist das Maß für den Wärmestrom, der aufgrund von Temperaturunterschieden von der warmen zur kalten Seite durch ein Bauteil fließt. Die Zahl sagt dabei aus wie viel Watt pro m² bei einer Temperaturdifferenz von 1 C Kelvin abfließt. Je kleiner die Zahl, desto geringer ist also der Energieverlust).

Je größer die Differenz der k-Werte zwischen vorher und nachher, desto mehr Heizenergie lässt sich sparen.

Ein weiterer sehr wichtiger Vorteil des Wärmedämm-Verbundsystems ist die Verlagerung des Taupunktes nach außen (der Taupunkt ist die Zone in einem Mauerwerk, wo es im Winter zum Kondenswasserausfall kommt). Bei ungedämmten Fassaden ist der Taupunkt je nach Mauerwerksart und – dicke ungefähr in der Mitte – bei anhaltendem Frost wandert er mit zunehmender Auskühlung des Mauerwerks immer weiter in Richtung Innenraum – dies hat zur Folge, daß die Oberflächentemperatur an der Innenwand mehr und mehr sinkt, bis sich infolge des Temperaturunterschiedes zur Raumluft Kondenswasser an der Wandoberfläche bildet. Dieses Kondensat ist dann der Nährboden für Schimmelbildung.

Mit einem Wärmedämm-Verbundsystem an der Außenwand kann es zu keinem Oberflächenkondensat kommen, da wie oben beschrieben der Taupunkt vor dem Dämmstoff liegt und die Temperatur der Innenwandoberfläche fast der Raumtemperatur entspricht.

Ein weiterer wichtiger Begriff im Zusammenhang mit Wärmedämm-Verbundsystemen ist die Wasserdampfdiffusion. Bei vielen Beratungsgesprächen wird uns die Frage gestellt: "Atmen meine Wände noch mit 8 cm Polystyrol an der Außenwand?" Diese Frage kann anhand des Dampfdruckverlaufs innerhalb des Wandaufbaus geklärt werden. Dazu nun einige Definitionen:

Wasserdampf wandert von Stellen mit hohem Dampfdruck (größere Mengen Wasserdampf) zu Stellen mit niedrigem Dampfdruck. Dies geschieht in der Regel von der warmen Innenseite zur kalten Außenseite (auch wenn die kalte Seite eine höhere relative Luftfeuchte aufweist). Das Wasserdampfdruckgefälle verläuft von innen nach außen, d. h. der Wasserdampf "wandert" von innen nach außen.

Wasserdampf diffundiert durch fast alle Baustoffe hindurch. Ausgenommen sind Glas und Metall. Wie schnell dieser Prozess stattfindet, ist abhängig vom Diffusionswiderstand.

Der Wasserdampfdiffusionswiderstand (auch sd-Wert genannt) wird ermittelt durch Multiplikation der Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl µ mit der zugehörigen Bauschichtdicke s. Die Dimension des sd-Wertes ist m.

Dieser sd-Wert ist das Maß für die Diffusionsfähigkeit (oder öfter auch einfach "Atmungsfähigkeit" genannt) der Bauschicht.

Einige Beispiele:

Sie sehen, dass ein 2 cm dicker Mineralputz durchaus "diffusionsdichter" sein kann als z. B. 4 mm Kunstharzputz, da die Schichtdicke mit entscheiden ist (vergl. Sd-Werte in Tabelle – je kleiner der sd-Wert in m, desto "offener" ist ein Baustoff. Zum Vergleich – als Dampfsperre gelten sd-Werte größer 100 m).

Die sd-Werte alleine sagen aber noch überhaupt nichts über die Funktionsfähigkeit eines Bauteils bezüglich "Atmung" oder Tauwasserbildung aus! Wichtig ist vor allem die Reihenfolge der einzelnen Baustoffschichten und ihre Dichten. Die entscheidende Frage dabei ist: Wo im Bauteil befindet sich der Taupunkt?

Nach Ermittlung der einzelnen Widerstandszahlen der verwendeten Baustoffe können unter Berücksichtigung der angenommenen Klimaverhältnisse im Innenraum und im Außenbereich des Standortes eines Objektes die Wasserdampfsättigungsdruckkurve und die Wasserdampfteildruckkurve ermittelt werden. Der Schnittpunkt der Kurven ist dann die Lage des Taupunktes.

Die Tauwasserebene soll möglichst weit an der Außenseite eines Bauteils liegen! Es muss unbedingt sichergestellt sein, dass vom Taupunkt ausgehend die Summe der sd-Werte zum Innenraum hin größer ist als die Summe der sd-Werte zur Wandaußenseite. Damit ist sicher, daß entstehendes Kondensat in der Sommerperiode nach außen ausdiffundieren kann.

Nach einem von Prof. Glaser entwickelten Verfahren kann dann auch die Menge des ausfallenden Tauwassers im Winter sowie die verdunstende Feuchtigkeitsmenge im Sommer berechnet werden. Eine gewisse Feuchtigkeitsmenge darf nicht überschritten werden. Die Austrocknung im Sommer muß gewährleistet sein. Diese Berechnungen werden für jeden Wandaufbau der zu dämmenden Fassade speziell errechnet. Damit steht dann auch fest, in welcher Stärke die Dämmung gewählt werden muß, um einen optimalen k-Wert, bei einer funktionierenden Bauphysik und zum optimalen Preis-Leistungsverhältnis zu erhalten.


Energetische Sanierung einer Wohnanlage aus den 70er Jahren.